Tschernobyl Strahlung – Damals und heute
Radioaktive Strahlung sorgte für viele Horrorfilme, Spiele und ist auch heute noch Menschen als unheimlich im Gedächtnis. Dabei ist ein geringes Maß an Strahlung völlig normal und Teil des alltäglichen Lebens. Im Falle von Tschernobyl kam am 26. April 1986 extrem große Mengen an Strahlung in die Atmosphäre. Das sorgte für den Tod von mindestens von 50 Menschen, die an akuter Strahlenvergiftung erkrankten. Wie stark war die Strahlung damals allerdings tatsächlich? Wie stark ist die Verstrahlung rund um Tschernobyl heute?
Level an Verstrahlung innerhalb des Reaktors
Unmittelbar nach der Explosion des Reaktors war das Gebäude extremen Levels an Verstrahlung ausgesetzt. Als durch die Verstrahlung einige Angestellte sofort starben, begaben sich andere auf die Suche nach ihnen. Dem Großteil des Personals war jedoch nicht bewusst, wie radioaktiv die Umgebung tatsächlich ist. Einige nahmen das bewusst in Kauf und opferten sich für ihre Arbeitskollegen.
Innerhalb des Reaktors im Kontrollraum lag die radioaktive Belastung bei 5 Röntgen pro Stunde. Die letale Dosis lag bei etwa 500 Röntgen. Somit wäre das Personal nach etwa 100 Stunden erst tatsächlich dem Tode geweiht. Die hohe Anzahl an Toten resultierte aber durch die Aufträge an die Angestellten. So sollte die Versorgung mit Speisewasser manuell ermöglicht werden. Dazu begaben sich zwei Angestellte in den Raum 712, um die Ventile zu öffnen. Im Raum stand Wasser knietief und die Verstrahlung betrug 1000 Röntgen/Stunde. Die zwei Männer verbrachten zwei Stunden damit, die Ventile zu öffnen, bevor sie den Raum verließen. Sie starben wenige Wochen später.
Turbinenhalle im Reaktor 4
Extreme Dosen an radioaktiver Strahlung nahm auch der Mitarbeiter zu sich, der in der Turbinenhalle arbeitete. Aleksandr Grigoryevich entschied sich dafür, selbst dafür zu sorgen, den Fluss von Wasserstoff in die Notstromaggregaten zu stoppen. Er verbat jungen Elektrikern, in die Halle zu gehen. Er starb innerhalb kürzester Zeit an der Strahlung. Sie betrug 15.000 Röntgen pro Stunde. Man erhielt demnach innerhalb von 2 Minuten eine mit Sicherheit tödliche Dosis. Nur das Dach hatte zum Zeitpunkt der Explosion durch die Graphitteile aus dem Reaktor eine noch größere Verstrahlung.
Die Tschernobyl Strahlung im Umkreis des Reaktors
Die Strahlung ist auch heute noch durchaus signifikant. Befindet man sich bei den Straßen rund um den Reaktor 4 würden ungefähr 10 Stunden Aufenthalt ausreichen, um die maximal erlaubte jährliche Strahlung für einen Mitarbeiter in einem westlichen AKW zu erhalten. Nicht zuletzt sind etwa Schuhe der Feuerwehrmänner immer noch im Umkreis des Reaktors zu finden. Sie strahlen 0,3 Röntgen pro Stunde aus. Am 26. April 1986 lag die Strahlenbelastung im benachbarten Prypjat bei 0,3 Röntgen.
Strahlung in Westeuropa damals und heute
Das Thema Dekontamination wurde Tage nach der Katastrophe relevant. Beim Grenzübergang von Ost- nach Westdeutschland wurden alle Autos überprüft, tausende mussten dekontaminiert werden. Durch die radioaktiv verstrahlten Wolken reicherte sich auch in Österreich, Skandinavien und anderen Staaten der UDSSR die Oberfläche an. Gerade deshalb gibt es noch heute Grenzwerte, die bei Wildschweinfleisch und Pilzen eingehalten werden müssen.
So kommt es auch noch 2019 öfters vor, dass Wildschweine aufgrund zu hoher Strahlenbelastung in Österreich und Deutschland (primär Bayern) nach der Jagd der Tierkadaververwertung übergeben werden müssen.
Weiterführende Literatur: Quellen und interessante Links
- https://www.bfs.de/SharedDocs/Videos/BfS/DE/kt-interview-radioaktivitaet-wirkung-mensch.html
- Tschernobyl heute – Wie die ehemalige Kleinstadt 30 Jahre nach der Katastrophe aussieht