Tschernobyl heute – Wie die ehemalige Kleinstadt 30 Jahre nach der Katastrophe aussieht
Tschernobyl und die die ganze Ukraine litt unter der Nuklearkatastrophe, die sich im Reaktor 4 im gleichnamigen AKW abgespielt hat. Nun sind bereits mehr als 30 Jahre vergangen. In der Zwischenzeit konnte der Austritt von Radioaktivität eingebremst werden. Die Natur, Fauna und Flora veränderten die zuvor belebte Gegend ebenfalls. Gerade heute fragen sich deshalb viele Interessierte, was eigentlich aus der hoch verstrahlten Zone rund um den Reaktor 4 geworden ist. Wie sieht es in Tschernobyl heute aus?
Strahlenwerte in Tschernobyl heute
Positiv anzusehen, ist dass die Radioaktivität in Tschernobyl heute weit geringer ist. Was bedeutet das? Der Radius von 30 Kilometern rund um das Kraftwerk ist heute immer weniger an die tatsächliche Strahlung angepasst. Dennoch ist das Innere des Kraftwerks auch heute noch stark verstrahlt. Die umliegenden Straßen rund um Reaktor haben immer noch eine Strahlung von 2,4-2,6 uSv/Stunde.
Das derzeitige Limit an Strahlung, der ein Mitarbeiter pro Jahr ausgesetzt sein darf beträgt 20 mSv. Innerhalb weniger als 10 Stunden hätte man auch heute im Umkreis des Reaktors 4 mehr als das Jahreslimit für Arbeiter im AKW überschritten. Dabei ist es weit gesundheitsschädigender, kurzfristig intensiver Strahlung ausgesetzt zu sein, als langfristig nur geringe Dosen aufzunehmen!
Flora und Fauna in Tschernobyl heute
Besonders für die Natur ist die Nuklearkatastrophe ein Segen. Das ist auch heute noch der Fall. Denn mittlerweile ist der Radius von 30 Kilometer rund um das AKW weitgehend von der Natur wieder eingeholt. Besonders seltene Arten konnten in dem geschützten Gebiet Einzug finden. Die Strahlung macht den Tieren mittlerweile nur noch wenig aus. Die Tiere haben eine zu geringe Lebenserwartung, als dass sich die Radioaktivität im Erbgut der Arten auswirkt. Die Folge ist, dass heute gesunde Tiere in der Sperrzone leben. Genau dort, wo vor wenigen Jahrzehnte noch massenhaft Tiere verendet sind.
Das komplexe Ökosystem rund um Tschernobyl heute zeigt sich in vielerlei Hinsicht. So sieht man seltene Bisent, Nerze, Seeadler, Fischotter und Otter. Über 60 Arten existieren derzeit in Tschernobyl, die auf der roten Liste stehen. Viele Aktivisten fordern deshalb, dass man die Sperrzone langfristig in ein Naturschutzgebiet umgewandelt.
Tourismus und Abenteuerlust in der Sperrzone Tschernobyl
So alleine wie noch vor zehn Jahre sind die zahlreichen Populationen dort aber nicht. Denn mittlerweile findet man eine weitere Gattung in größeren Zahlen an: Den Menschen. Mitte 2011 hat die Regierung die Sperrzone endgültig für den Tourismus freigegeben. Alleine 2018 gab es Schätzungen zufolge circa 70.000 Touristen in der Sperrzone. Natürlich sind die Abenteuerlustigen zumeist nicht privat, sondern in Gruppen unterwegs. Geführte Touren und Agenturen, die sich auf Reisen nach Tschernobyl fokussiert haben, machen heute gute Geschäfte.
Seit der Veröffentlichung der Mini-Serie “Chernobyl” von HBO ist die Nachfrage an Touren in der Sperrzone stark angestiegen. Unternehmer sprechen von einem Anstieg von 30-40%, der der realistischen Drama-Serie zu verdanken ist. In Zukunft kann man davon ausgehen, dass die Popularität nicht nachlassen wird. Denn durch das steigende Angebot sinken auch die Preise für Abenteuerurlauber. Spannung und Aufregung hat die Urlaubsdestination trotz gesunkener Radioaktivität aber ganz offensichtlich nicht verloren.